Ausreißer aus dem Aquarium

In den letzten 150 Jahren sind in den natürlichen Gewässern Ungarns 60 gebietsfremde Fischarten nachgewiesen worden. Früher wurden vor allem kältetolerante nordamerikanische Arten (z.B. Regenbogenforelle) für den Anglersport eingeführt. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts jedoch sind wirtschaftliche Argumente in den Vordergrund getreten, so dass zunehmend ostasiatische Arten mit größerem Körpergewicht (z.B. Marmor- und Silberkarpfen) eingeführt wurden. In den letzten 20-30 Jahren sind die Vorschriften strenger geworden: Ein Gesetz hat das Aussetzen gebietsfremder Fische in natürlichen Gewässern verboten; die Fischzucht wurde in geschlossene Zuchtanlagen oder solche verlagert, die nur teilweise mit natürlichen Gewässern verbunden sind. Trotzdem nimmt der Anteil gebietsfremder Arten Jahr für Jahr zu.

Ein Grund dafür ist die zunehmende Beliebtheit der Aquaristik. Heutzutage können Zierfische aus aller Welt zu erschwinglichen Preisen gekauft werden. Auch sind die notwendigen Geräte einfacher geworden, so dass praktische jeder auch ohne aufwendige Vorbereitung und Kenntnisse ein Aquarium unterhalten kann.

Ausreißer entfliehen oft nicht dank ihren vorzüglichen Fluchteigenschaften aus Aquarien. Sie erfahren dabei meistens auch Hilfe von Menschen. Der steigende Anteil gebietsfremder Arten in der Natur ist dem Aussetzen von überflüssigen Haustieren und der illegalen Ansiedelung durch Aquaristen zu verdanken. Zwar bevorzugt die Mehrheit der Aquarienfische warmes Wasser, sie können also nur in warmen Gewässern überleben. Trotzdem kommt es relativ oft vor, dass sie sich gut akklimatisieren. Dabei werden die heimischen Gewässer durch menschliches Zutun (Stauen von Flüssen, Wärmezufuhr durch Abwasser und Meiler) sowie durch den Klimawandel immer wärmer, was den Aquarienfischen freilich zugute kommt. Die durch menschliche Tätigkeit erwärmten Gewässer bieten den Ausreißern aus Aquarien einen großartigen Korridor zur Verbreitung.

Nicht zu vergessen sind andere, ebenfalls in Aquarien gehaltene Tierarten. Als Hobbytiere gehaltene Muscheln, Schnecken und Krebse können gleiche Probleme hervorrufen wie Fische. Ein typisches Beispiel dafür ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs.


ladybug